„Gemeinsame Schule der Vielfalt – Was ist das?“
Gmunden, Gasthof Steinmaurer
Montag, 19. November 2007
19 bis 21 Uhr; Eintritt: 2 Euro
Mit: Univ. Prof. Dr. Rupert Vierlinger (Passau – Linz)
Dr.in Gertraud Nagy (Salzburg)
Siehe auch Einladung hier.
Gemeinsame Schule der Vielfalt, ein Thema, das aktueller nicht sein könnte. Schule und Bildung sind in Bewegung, viele Vorschläge für eine Schule der Zukunft liegen auf dem Tisch. Was ist unter einer gemeinsamen Schule der Vielfalt aber gemeint, was soll und darf man sich darunter vorstellen, was kann man sich von ihr erwarten?
Das Schul- und Erziehungszentrum (Schez) geht dieser Frage nach und hat dafür zwei Experten als Referenten gewinnen können: Univ. Prof. Dr. Rupert Vierlinger, langjähriger Direktor an der Pädagogischen Akademie der Diözese und Universitätsprofessor in Passau und Dr. Gertraud Nagy, ehemalige Hauptschuldirektorin in Braunau. Das Anliegen des Schez ist es, Eltern, LehrerInnen, SchülerInnen und Bildungsinteressierte sachlich zu informieren, den Dialog mit ihnen zu führen, um für die Kinder und Jugendlichen die beste Bildung und Schule zu fordern.
Rupert Vierlinger hält an diesem Abend ein Plädoyer für eine Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen, die nicht von politbürokratischen Funktionären erfunden worden ist, sondern von den geheimen Nobelpreisträgern der Pädagogik (Schulreform von Maria Montessori bis Hartmut von Hentig....). Er fordert und beschreibt eine Schule,
> die Verschiedenartigkeit der SchülerInnen als Chance sieht und nicht als Defizit,
> die Kinder nicht sortiert und ausgrenzt, sondern motiviert und integriert,
> in welcher die Kinder nicht mehr vorwiegend mit den anderen verglichen werden, sondern mit sich selbst,
> welche die Eltern und SchülerInnen von der Sorge befreit, „ob es denn reichen wird?“,
> welche die Kompetenz der akademisch gebildeten Lehrer für kreative Neuansätze in Methodik und Didaktik herausfordert und nützt,
> welche diverse schichtspezifischen Benachteiligungen reduziert und daher das demokratische Staatswesen befördert.
Rupert Vierlinger berichtet auch von fünf Todsünden des derzeitigen gestuften Schulsystems. „Die Sortierung der SchülerInnen ist zu einem Drittel fehlerhaft, den Schwachen werden die Vorbilder geraubt, LehrerInnen werden zu Richtern statt zu Förderern“, führt Vierlinger u.a. an.
Gertrud Nagy thematisiert an diesem Abend die spezifische Zusammensetzung von Klassen in städtischen Hauptschulen, die sich auf die Lern– und Arbeitsbedingungen sowie auf den Lernerfolg auswirken. Sie zeigt unter anderem anhand ihrer eigenen Untersuchungen, dass die Leistungsbeurteilungspraxis an Volks- und Hauptschulen den Zugang zu höherer Bildung eröffnet oder verbaut – nicht zuletzt auch für HauptschülerInnen am Land. In ihren Beitrag unter dem Titel:
„HauptschülerInnen in der Stadt als Verlierer, aber nicht nur sie“
berichtet Frau Nagy, dass Lernerfolge von SchülerInnen bekanntermaßen von vielen Einflüssen abhängen, wie beispielsweise Unterricht und Lernbereitschaft oder von der spezifischen Zusammensetzung der SchülerInnengruppen. „Selektion mit 10 Jahren hat bedeutende Auswirkungen auf alle SchülerInnen, auf ihren weiteren Bildungsweg, oft auf ein ganzes Leben“, so Nagy.